05/08/2017
Politisches Erdbeben in Niedersachsen
Politisches Erdbeben in Niedersachsen
Sieben Wochen vor der Bundestagswahl sorgt ein
Parteiwechsel in Niedersachsen für einen Paukenschlag. Weil eine
Grünen-Abgeordnete zur CDU wechselt, steht das Regierungslager ohne Mehrheit
da. Die Kritik ist groß.
SPD-Fraktionschef Thomas Oppermann fordert eine rasche
Aufklärung des Falls. "Bis zur Neuwahl müssen die wahren Hintergründe
dieses undemokratischen Manövers von Frau Twesten aufgeklärt werden",
sagte Oppermann der "Rheinischen Post". Er wolle wissen, "ob da
mehr gewesen ist oder ob es weitergehende Zusagen der CDU Niedersachsen gegeben
hat". Bislang regiert die SPD in Niedersachsen zusammen mit den Grünen auf
der Basis einer hauchdünnen Ein-Stimmen-Mehrheit.
Rot-Grün in Niedersachsen verliert Mehrheit im
LandtagSPD-Generalsekretär Hubertus Heil warf Elke Twesten "Verrat am
Wählerwillen" vor. Die Abgeordnete sei zur CDU gewechselt, "weil ihre
Partei sie nicht mehr für den Landtag aufgestellt hat", sagte Heil den Zeitungen
des RedaktionsNetzwerks Deutschland. Es sei "skandalös, dass die CDU
dieses unwürdige und schmutzige Spiel mitmacht und versucht, daraus Kapital zu
schlagen". In den kommenden Tagen werde sich zeigen, seit wann und in
welcher Weise die CDU und die Abgeordnete "im Gespräch standen",
fügte Heil hinzu.
Die Grünen forderten ihre bisherige Abgeordnete auf, ihr
Mandat zurückzugeben. Der aus Niedersachsen stammende frühere
Grünen-Bundesumweltminister Jürgen Trittin warf der abtrünnigen Abgeordneten
vor, sie habe mit den Stimmen der Bürger für die Grünen "Schindluder
getrieben".
Twesten hatte am Freitag angekündigt, von den Grünen zur
CDU zu wechseln, und damit in Niedersachsen eine Regierungskrise ausgelöst. Die
rot-grüne Koalition von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) steht nun ohne
Regierungsmehrheit da. Die Abgeordnete begründete ihren Seitenwechsel damit,
dass die Grünen sie nicht für die geplante Landtagswahl im Januar 2018 in ihrem
Wahlkreis in Rotenburg (Wümme) nominiert haben. Nun sehe sie ihre politische
Zukunft in der CDU, erklärte sie - und bezeichnete sich als Anhängerin von
Schwarz-Grün.
CDU-Landeschef Bernd Althusmann versicherte, seine Partei
habe der 54-Jährigen keine Lockangebote gemacht. Twesten hatte zuvor erklärt,
es gebe auch noch andere Parlamente, bei denen man sich um ein Mandat bewerben
könne - etwa den Bundestag oder das Europaparlament.
Ministerpräsident Weil kündigte an, die SPD werde als
Reaktion nun vorgezogene Neuwahlen beantragen. Die CDU signalisierte Unterstützung
für die vorgeschlagene Selbstauflösung des Landtags. Offen blieb zunächst, wann
eine Neuwahl frühestens angesetzt werden könnte. In Regierungskreisen wurde
nicht ausgeschlossen, dass eventuell sogar parallel zur Bundestagswahl am 24.
September gewählt werden könnte. Landeswahlleiterin Ulrike Sachs sagte, ein
solcher Termin sei theoretisch möglich. "Das wäre sehr sportlich, weil das
eine enge Frist ist. Aber wir würden natürlich damit fertig werden", sagte
sie der "Hannoverschen Allgemeinen Zeitung".
Juan Pardo
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https://blogdejuanpardo.blogspot.com.es/2017/07/politisches-erdbeben-in-niedersachsen.html
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