Kuh wie Kuba



Hans Magnus Enzensberger erinnert sich an ein Jahr als teilnehmender Beobachter im Kuba des Fidel Castro (1926 bis 2016), des allwissenden Hirten der Revolution, der auch ein Experte für Viehzucht war.
Co­man­dan­te Cas­tro 1964 in San­tia­go de Cuba 
Im Früh­jahr 1968 war En­zens­ber­ger zu­sam­men mit lin­ken In­tel­lek­tu­el­len aus al­ler Welt zu ei­nem Kul­tur­kon­gress nach Ha­van­na ge­reist. Wäh­rend die kri­ti­schen Den­ker um ihn her­um sich mit Gruß­adres­sen und Be­wun­de­rungs­äu­ße­run­gen be­gnüg­ten, bot En­zens­ber­ger den re­gie­ren­den Kom­mu­nis­ten an, im Herbst wie­der­zu­kom­men, die Ein­hei­mi­schen po­li­tisch zu schu­len und Emis­sä­re des klei­nen Lan­des fit zu ma­chen für den Feind­kon­takt. Die Macht­ha­ber freu­ten sich, und ein paar Mo­na­te spä­ter reis­te En­zens­ber­ger er­neut an. Der Dich­ter war bald ent­setzt über den All­tag auf ei­ner In­sel, die er für ein so­zia­lis­ti­sches Pa­ra­dies ge­hal­ten hat­te und die sich für die Be­völ­ke­rung als Gei­sel­haft un­ter ei­nem selbst­herr­li­chen Füh­rer ent­pupp­te. Da­mals wet­te­te En­zens­ber­ger, der nur drei Jah­re nach Cas­tro ge­bo­ren wur­de und heu­te 87 Jah­re alt ist, wer von ih­nen bei­den län­ger le­ben wür­de, der Dik­ta­tor oder der Dich­ter. En­zens­ber­ger setz­te auf sich selbst und hat ge­won­nen. Er schreibt uns dazu: „Ko­mi­scher­wei­se emp­fin­de ich kei­ne Tri­umph­ge­füh­le. Mei­ne Rach­sucht ist im Lau­fe der Jah­re er­lo­schen.

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