Papst Franziskus: Hat den Karlspreis bekommen und die Europäer zu mehr Solidarität

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Franziskus redete ihnen ins Gewissen und ver lieh sein en Sorgen um Europa Nachdruck. Genau diese Rolle als "Mahner Europas"
Papst Franziskus hat den Karlspreis bekommen und die Europäer zu mehr Solidarität aufgefordert. Er träume von einem Europa, in dem "das Migrantsein kein Verbrechen ist". Hier die wichtigsten Redepassagen.
Es waren eindringliche Worte von Papst Franziskus: "Was ist mit dir los, Europa?", fragte das Oberhaupt der katholischen Kirche in der prächtigen Sala Regia des Apostolischen Palastes in Rom. In den ersten Reihen vor ihm die wichtigsten Entscheidungsträger der Europäischen Union. Sie waren gekommen, um bei der Verleihung des Aachener Karlspreises die Verdienste des Papstes um Europa zu würdigen - und seiner Kritik an Europa zu lauschen.


Papst Franziskus redete ihnen ins Gewissen und verlieh seinen Sorgen um Europa Nachdruck. Genau diese Rolle als "Mahner Europas" hatte zuvor bereits EU-KommissionspräsidentJean-Claude Juncker in seiner Laudatio auf den Papst hervorgehoben.Die wichtigsten Auszüge aus den Reden in Rom:
  • Papst Franziskus rief zu einem neuen Humanismus auf: Er träume "von einem Europa, in dem das Migrantsein kein Verbrechen ist". Er träume "von einem Europa, das die Rechte der Einzelnen fördert und schützt, ohne die Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft außer Acht zu lassen", sagte das Kirchenoberhaupt. "Ich träume von einem Europa, von dem man nicht sagen kann, dass sein Einsatz für die Menschenrechte an letzter Stelle seiner Visionen stand."
    Bei der Integration reiche die bloße geografische Eingliederung der Menschen nicht aus, die Herausforderung bestehe in einer starken kulturellen Integration. "Das Gesicht Europas unterscheidet sich nämlich nicht dadurch, dass es sich anderen widersetzt, sondern dass es Züge verschiedener Kulturen eingeprägt trägt und die Schönheit, die aus der Überwindung der Beziehungslosigkeit kommt", sagte der Papst.
  • Juncker dankte dem Papst dafür, dass dieser als Mahner Europa ins Gewissen rede. Er rufe immer wieder die ursprünglichen Werte Europas ins Gedächtnis, lobte der EU-Kommissionspräsident. Das Kirchenoberhaupt erinnere daran, dass die Europäer ihre Verantwortung und ihr gewaltiges Potenzial besser ausschöpfen könnten und müssten - für Flüchtlinge , für soziale Gerechtigkeit, für den Ausgleich zwischen Menschen und Völkern, würdigte Juncker.
  • "Papst Franziskus ist für diesen schwierigen Weg Europas ein großes Glück", sagte Aachens Oberbürgermeister Marcel Philipp.
  • Europa erlebe stürmische Zeiten, stehe vielleicht sogar vor einer Zerreißprobe, sagte der Vorjahrespreisträger Martin Schulz und rief dazu auf, für Europa zu kämpfen. "Papst Franziskus macht uns Hoffnung, dass dies gelingen kann", sagte der EU-Parlamentspräsident.
Mit dem Aachener Karlspreis wurde der Papst für sein herausragendes Engagement "für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit" geehrt, zitierte der Vorsitzende des Karlspreis-Direktoriums, Jürgen Linden, aus der Verleihungsurkunde. An der Zeremonie nahmen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Ratspräsident Donald Tuskteil. Merkel war zuvor von Franziskus zu einer Privataudienz empfangen worden.

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